Der Bologneser HEMA-Stil

Der Bologneser Schwertkampf ist durch Quellen von Fechtmeistern wie Giovanni dall’Agocchie und Achille Marozzo aus dem 16. Jahrhundert überliefert. Das Bologneser Fechten war sowohl die letzte große mittelalterliche Schwertkampftradition des Abendlandes als auch die erste große Renaissance-Tradition dieser Kampfkunst. So zieht sich ein roter Faden dieser Tradition von Fiore dei Liberi über die norditalienische Bologneser Schule bis hin zu den deutschen Quellen Joachim Meyers.

Der Tänzerische und Anmutige Stil lebt von zwei Hauptkonzepten. Zum einen die „Provokationen“ und zum anderen das Konzept des “ Tempo „.
Bei den Provokationen handelt es sich um eine Kampfweise, die dem Gegner nur wenige Angriffsmöglichkeiten lässt. In den Guardi, den Fechtstellungen, öffnen und schließen wir Angriffswinkel, so dass wir sehr gut antizipieren können, welchen Angriff unser Gegenüber ausführen wird. Allerdings weiß unser Gegenüber das auch. So müssen wir immer mehrdimensional, vorausschauend, also antizipierend handeln und denken. Wie beim Schachspiel gewinnt die Person, die ihrem Gegenüber immer einen oder mehrere Schritte voraus ist.
Nur wenn der Verstand so scharf ist wie die Klinge, wird es uns gelingen, das Schwert elegant und effektiv zu führen und das Gegenüber zu besiegen.

Das andere Konzept, welches das Fechten dieses Stiles Prägt ist das „Tempo“. Im Italienischen bedeutet Tempo nicht Geschwindigkeit, sondern beschreibt einen Moment, eine Zeiteinheit. Diese variiert je nach Aktion und nimmt je nach Interpretation philosophische Ausmaße an. Um dies etwas zu vereinfachen und verständlicher zu machen, beschreibt Giovanni dall’Agocchie 5 Tempi, in denen wir angreifen können. Als Beispiel sei hier der Moment genannt, also das Tempo, in dem unser Gegner zum Angriff ansetzt. Oder wenn sich die Fechtposition ändert. Auch der Moment, in dem uns der gegnerische Hieb verfehlt, wird als Tempo (Moment) beschrieben, in dem wir gefahrlos angreifen können. Auch hier hindert uns niemand daran, diese Momente als Finte zu nutzen.

So Tanzen wir kreisend umeinander, Provozieren uns indem wir verschiedene Fechstellungen einnehmen, schaffen Momente ín denen ein Angriff vordergründig sicher erscheint und versuchen unserem Gegenüber immer mehrere Schritte voraus zu sein.

Die verschiedenen Waffen Italiens

Das Seitschwert (Sidesword) wurde alleine oder in Kombination mit verschiedenen Verteidigungswaffen wie Dolch, Kape, dem Buckler (kleines Schilt) oder der Rotella (ein großes Schild) verwendet. Auch Exoten wie der Panzerhandschuh oder die Öllampe gehörten zum Arsenal. Das Zweihandschwert (spada a due mani) und die Stangenwaffen sind ebenfalls Teil dieser Schwertkampftradition. Geregelt und fair ging es zu bei den Duellen der Adligen. Im historischen Kontext der Selbstverteidigung wurde jedoch „schmutzig“ gekämpft. Es gab also Keinerlei Regeln.

Heute Trainieren wir entweder den Duell Stil, in dem wir möglichst Elegant und späktakulär kämpfen oder wir Trainieren im Turnier Modus in dem wir möglichst effektive Techniken verwenden. Turniere mit dem Seitschwert sind noch etwas seltener als Turniere mit dem Langschwert. Trotzdem gibt es immer mehr Möglichkeiten für Leute, die sich im Wettkampfbereich austoben wollen.

Combattere è come ballare e ballare è come amore